Weitere Meldungen der Kaiserlichen Konsuln in Adana und Aleppo bestätigen, dass die bekannten telegraphischen Weisungen der Pforte, um das Los der ausgesiedelten Armenier zu verbessern, in Folge der verschiedenen Ausnahmen, die die Pforte selber von vornherein und nachträglich von den gewährten Vergünstigungen gemacht hat, und durch die Willkür der Provinzialbehörden, ihren Zweck zum grössten Teil verfehlt haben.
Wie Herr Dr. Büge unter dem 13. d.Mts. berichtet, sollten in Adana Witwen, Waisen, Soldatenfamilien, selbst Kranke und Blinde verschickt werden.
Gleichzeitig meldet Herr Roessler aus Aleppo, dass trotz des Befehls der Pforte, die Deportierten mit Nahrungsmitteln zu versehen, die Mehrzahl derselben an Hunger zu Grunde gehen würden, da die Behörden nicht im Stande seien, eine solche Massenernährung zu organisieren.
Letzthin ging von Herrn Roessler noch das folgende Telegramm vom 18. d.Mts. ein:
"Dieser Tage sind lange Züge fast verhungerter armenischer Frauen und Kinder vom Osten zu Fuss hier eingetroffen und weiter transportiert, soweit sie nicht alsbald hier starben.
"Der Befehl der Pforte, die noch an ihrem Wohnsitz befindlichen zu belassen, wird illusorisch, da jeder beliebige als verdächtig bezeichnet werden kann, wovon vielfach Gebrauch gemacht wird.
"Familien der Soldaten werden entgegen dem Befehl nicht ausgenommen. Auch schwer Kranke werden unbarmherzig abtransportiert.
"Transporte erfolgen neuerdings auch wieder nach Der Zor und Mossul.
"Alles läuft trotz gegenteiliger Versicherung der Pforte auf Vernichtung des armenischen Volks hinaus.
"Armenier haben mich gebeten, ehrerbietig Ew. Durchlaucht dies noch einmal vorzustellen."
Talaat bey, den ich auf diese Zustände habe aufmerksam machen lassen, hat zwar bereitwillligst Abhilfe zugesagt; ich glaube indes kaum, dass die Befehle der Zentrale eine wesentliche Besserung in der Lage der ausgesiedelten Armenier herbeiführen werden.